Der Trend #CancelNetflix unterstreicht die Angst der Tech-CEOs vor politischer Unterstützung: Hier ist der Grund
In der aufgeheizten Atmosphäre vor den anstehenden Wahlen haben sich die CEOs der Technologiebranche weitgehend zurückgehalten, öffentlich politische Positionen zu beziehen. Diese Zurückhaltung, die zunächst als Arroganz wahrgenommen wurde, scheint nun ein kalkulierter Schachzug zu sein.
Der jüngste #CancelNetflix-Trend, der durch die öffentliche Unterstützung von Kamala Harris durch Netflix-Mitbegründer Reed Hastings ausgelöst wurde, unterstreicht die möglichen negativen Reaktionen, mit denen CEOs rechnen müssen, wenn sie sich in die Politik begeben.
Viele Spitzenmanager haben im Vorfeld der Wahlen bewusst auf politische Äußerungen verzichtet.
Dieser Trend wurde deutlich, als Reed Hastings, Mitbegründer von Netflix, öffentlich 7 Millionen Dollar für Kamala Harris‘ Präsidentschaftskampagne spendete.
Sein Optimismus hinsichtlich Harris‘ Chancen nach Joe Bidens Rückzug war spürbar.
„Nach der deprimierenden Debatte sind wir wieder im Spiel“, bemerkte Hastings auf X, der Social-Media-Plattform von Elon Musk. Musk hingegen unterstützte Trump nach dem gescheiterten Attentat auf den ehemaligen Präsidenten schnell.
In weniger polarisierten Zeiten wäre Hastings‘ Unterstützung vielleicht unbemerkt geblieben. Das aktuelle Klima ist jedoch hochgradig aufgeladen und MAGA-Anhänger starteten schnell die #CancelNetflix-Kampagne auf X.
Benutzer begannen, Screenshots ihrer gekündigten Abonnements zu posten und gaben Hastings’ Spende als Grund an. Trumps ehemalige Anwältin Jenna Ellis kommentierte auf X: „Das ist erst der Anfang“ und kündigte damit weitere Gegenreaktionen an.
Diese Situation veranschaulicht, warum sich viele CEOs dafür entschieden haben, politisch neutral zu bleiben.
Rückgang der politischen Aktivitäten von CEOs
Einer Analyse von Yahoo Finance zufolge haben 98 Prozent der 100 größten amerikanischen Unternehmen auf eine finanzielle Unterstützung von Präsidentschaftskandidaten verzichtet. Stattdessen haben sie ihre Zuwendungen an Kongresskandidaten gelenkt.
Mit dem Vorrücken der Wahlen verschärft sich die politische Atmosphäre. Die öffentliche Meinung ist tief gespalten, und jede Unterstützung für eine der beiden Seiten ruft heftige Gegenreaktionen hervor.
In einem solchen Umfeld ist es für CEOs ratsam, ein offenes politisches Engagement zu vermeiden. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sie sich völlig zurückhalten. Sie können ihre bevorzugten Kandidaten immer noch indirekt über betriebsinterne politische Ausschüsse unterstützen.
Was bedeutet das für die Aktie?
Die Gegenreaktion gegen Hastings‘ Unterstützung hatte spürbare Auswirkungen auf die Netflix-Aktie.
Investoren sind mit den möglichen finanziellen Auswirkungen der durch die Kampagne #CancelNetflix ausgelösten Kündigungen von Mitgliedschaften konfrontiert.
Über die unmittelbaren finanziellen Sorgen hinaus gibt es auch Befürchtungen hinsichtlich Trumps zunehmender Popularität und seiner Möglichkeit, das Unternehmen in seinen Reden direkt anzugreifen.
Für Anleger stellt die aktuelle Volatilität ein Dilemma dar. Sie müssen beurteilen, ob es angesichts der anhaltenden Gegenreaktion der MAGA-Anhänger sinnvoll ist, Netflix-Aktien zu halten. Die Situation ist eine deutliche Erinnerung an die Risiken, die mit politischen Unterstützungen in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft verbunden sind.